Im Original: “Twilight” – von Chester Pierce Munroe – aus: The Conservative, Vol. II, No. III (1916)
– aus dem Englischen neuübersetzt von Stefan Zimmermann – Licensed under CC BY-NC 4.0
Abendsonne, ihrer grellen Lust entweichend,
Leuchtet sanft’ren Strahlenglanz den Seelenwegen;
Hinter Westgebirge ihre Bahnen reichend,
Sendet sie aufs Grün herunter ihren Segen.
Meine Stimmung kann sich süß davon ernähren;
Und mein Herz kann seinen Qualen Ruhe schenken:
Frohes Tagesende weicht mir die Begehren,
Welche Mittagsbrünste nur in Dürre tränken.
Ob nun Purpurgipfel, dunkle Bergeszüge –
Abendhauch schenkt ihnen Frieden, gleicherweise;
Und auch Phöbus stürzt sich zärtlich ins Gefüge –
Sie beruhigend vor dem Antritt seiner Reise.
Talwärts und entlang der weiten Wiesenhänge
Lässt sich sanften Zwielichts Schattenspiel erleben;
Und des Bächleins und der Gräser Wiegensänge
Halten meinen müden Geist in Traumgeweben.
Hinterm schleierhaften Horizont erglühen
Sonn’ und Himmel noch ein letztes Mal, umschlungen,
Feierlich einander lobend ihrer Mühen,
Welche Anmut leuchtend in die Welt gerungen.
Dann versinkt die Segensgunst der Abendzeiten;
Frischer Tau will träge Erde neu beleben;
Schönste Augenblicke in die Schatten gleiten;
Und die Seele will durch hohen Äther schweben.
Innig rückgewandte Blicke übernehmen;
Schwindend’ Licht lässt die Erinnerungen wallen;
Bis des ersten Sterns verhalt’ne Funkelschemen
Aufblüh’n und der Herrlichkeit der Nacht verfallen.